Neuhausen - ein historischer Rückblick
Schon 2000 vor Christus war die Gegend um das heutige Neuhausen besiedelt. Um 500 n.Chr. ist eine alemannische Siedlung in der heutigen Ortsmitte belegt. Zahlreiche historische Funde wurden zu einem archäologischen Pfad vereint (eine Führung kann über den Bürgertreff Ostertagshof gebucht werden).
Die erste urkundliche Erwähnung Neuhausens stammt aus dem Jahr 1153. Seit dem 13. Jahrhundert führt Neuhausen das gleiche Wappen: Auf dem silbernen Schild steigt roter Löwe auf einem grünen Ast empor.
Seit dem 14 Jahrhundert bis 1655 gehörte Neuhausen zu Vorderösterreich. Eine Nachwirkung bis heute: Neuhausen bleibt katholisch und wird im Volksmund „katholisch Neuhausen“ genannt (zur Unterscheidung von den vielen anderen gleichnamigen Orten). Hier liegen auch die Wurzeln der alemannischen Fasnet, die in Neuhausen auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken kann. Heute gibt es Neuhausen zwei Vereine (Narrenbund und Freie Narren), die sich für die Tradition der Straßenfasnet einsetzen. Der Männergesangverein veranstaltet seit langem Fasnetsveranstaltungen im Saal.
Aber auch die zweite große Tradition hat hier Ihre Wurzeln: alljährlich findet eine Fronleichnams-Prozession im Ortskern statt. Hierzu werden auch immer mehrere Blumenteppiche gelegt.
Von 1655 bis 1769 wird Neuhausen von den Herren von Rotenhan regiert. Danach herrschen bis 1802 die Fürstbischöfe von Speyer. Für vier Jahre gehört Neuhausen sogar zum Großherzogtum Baden – Napoleon und seine Umgestaltung der europäischen Landkarte ist schuld. Seit 1806 gehört Neuhausen dann zu Württemberg.
Neuhausen ist eine selbständige Gemeinde geblieben. Auf einer Markungsfläche von 1. 146 ha lebten 1834 noch 2.058 Personen. Im Jahr 1890 stieg die Zahl auf 2.594 Personen und 1939 waren es 3.018 Einwohner. Bis 1946 stieg die Einwohnerzahl auf 4.152 an. 1980 wurden dann erstmals mehr als 10.000 Einwohner gezählt. Derzeit sind rund 11.500 Personen in Neuhausen gemeldet. Seit 1988 besteht eine Städtepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Péronnas.
Die Ortsmitte wird von drei imposanten Gebäuden beherrscht:
Das Obere Schloss ist ein dreigeschossiger gotischer Fachwerkbau. Es wurde 1518 erstellt und zwischen 2008 und 2011 renoviert und zum Bildungszentrum umgebaut. Heute ist es die Heimat von Musikschule und der Katholischen Öffentlichen Bücherei. Auch der so genannte „Volk’sche Salon“ ist hier untergebracht Dieser ist ein Beispiel der Salonkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts und wurde der Gemeinde zusammen mit vielen Dokumenten 1994 vermacht.
Das Untere Schloss wurde zwischen 1561 und 1567 im Renaissancestil. Heute befindet sich in diesem Gebäude das Rathaus und damit das Dienstzimmer des Bürgermeisters. Auch der Gemeinderat und seine Ausschüsse tagen hier.
Der gotische Vorgängerbau der katholischen Kirche St. Petrus und Paulus wurde gegen 1850 im neogotischen Stil erbaut und um 1960 im damaligen Zeitgeist modernisiert. Bereits 1200 it an gleicher Stelle eine Kirche samt Friedhof belegt. Von der zweiten, spätgotischen Kirche an dieser Stelle existieren heute noch der untere Turmabschnitt, das Tabernakel, Epitaphe, Schlusssteine und die Madonna. Das Gotteshaus gilt als die größte Dorfkirche Europas und wird deshalb auch Filderdom genannt. Hier befindet sich die historische Walckerorgel von 1854 und ein barockes Orgelpositiv des Orgelbaumeisters Hieronymus Spiegel. Diese werden nicht nur im Gottesdienst eingesetzt. Der Orgelförderkreis veranstaltet regelmäßig hochkarätige Konzerte in der Kirche mit diesen Orgeln.